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27.05.2025
4 Min. Lesezeit

Energiewende in Deutschland: Mehrheit fordert Neustart – doch Vertrauen in Bundesregierung fehlt

  • Rund zwei Drittel der Deutschen (65 Prozent) trauen der neuen Bundesregierung die Energiewende nicht zu – obwohl mehr als ein Drittel (38 Prozent) sie in der Hauptverantwortung sieht. 

  • Nur 2 Prozent aller Befragten nennen kommunale Versorgungsunternehmen als zentrale Akteure – ihre Rolle in der Klimawende bleibt unterschätzt. 

  • Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Bevölkerung möchte für nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen nicht mehr zahlen – Nachhaltigkeit soll möglichst zum Nulltarif realisiert werden. 

  • Mehr als ein Drittel der Deutschen (37 Prozent) hält den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs für die wichtigste Maßnahme, um Klimaneutralität in ihrer Region zu erreichen. 

Energiewende für Deutschland
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Kommunale Unternehmen und ihre Stadtwerke spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort. Sie treiben den Ausbau klimafreundlicher Wärmeversorgung und lokaler Infrastruktur voran und sichern die Datenhoheit für intelligente Lösungen.
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Dr. Jens Meier, CEO der Stadtwerke Lübeck Gruppe.

Die Energiewende braucht einen Neustart – darin ist sich die Bevölkerung mehrheitlich einig. Doch an die erfolgreiche Umsetzung glauben nur wenige: Eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag der Stadtwerke Lübeck Gruppe in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey unter 10.000 Bundesbürger:innen zeigt, dass über die Hälfte (54 Prozent) der Deutschen einen grundlegenden Neustart der Energiewende fordern. Die Hauptverantwortung dafür sehen fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) bei der Bundesregierung. Gleichzeitig trauen knapp zwei Drittel (65 Prozent) der Politik in Berlin aber nicht zu, diese Transformation erfolgreich zu gestalten.  

Überraschend: Kommunale Unternehmen, die eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung vor Ort spielen können, finden kaum Beachtung. Nur 2 Prozent der Befragten schreiben ihnen die zentrale Verantwortung bei der nachhaltigen Transformation zu. „Kommunale Unternehmen und ihre Stadtwerke spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort. Sie treiben den Ausbau klimafreundlicher Wärmeversorgung und lokaler Infrastruktur voran und sichern die Datenhoheit für intelligente Lösungen“, so Dr. Jens Meier, CEO der Stadtwerke Lübeck Gruppe. „Als Stadtwerk ist es unser Auftrag, eine sichere und nachhaltige Daseinsvorsorge für die Stadt und Region zu gewährleisten. Eine Mammutaufgabe, bei der wir als Umsetzungsexpert:innen unverzichtbar sind, welche jedoch nur in enger Zusammenarbeit und mit klaren Rollenverständnissen auf allen Ebenen gelingen kann.”

Insgesamt zeigen die Ergebnisse deutlich: Die Energiewende wird in Deutschland als wichtig wahrgenommen – aber zur Umsetzung fehlt es aktuell an Vertrauen und Klarheit über Verantwortlichkeiten sowie die Bereitschaft der Bürger:innen, sich an den Mehrkosten für Nachhaltigkeit zu beteiligen. 

 

Sachsen-Anhalt fällt aus der Reihe: Am wenigsten Rückhalt für Nachhaltigkeit 

Während bundesweit über die Hälfte (58 Prozent) der Bürger:innen Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft für wichtig hält, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Regionen und Entscheidungsebenen. Unter den kommunalen Entscheider:innen betonen zwei Drittel (66 Prozent) die Relevanz nachhaltiger Entwicklung. In der Privatwirtschaft hingegen hält nur gut die Hälfte (51 Prozent) das Thema für bedeutsam. 

Bei einem Blick auf die Bundesländer bildet Sachsen-Anhalt die Ausnahme: Hier misst weniger als die Hälfte (48 Prozent) der Bevölkerung Nachhaltigkeit eine hohe Bedeutung bei. In Schleswig-Holstein mit 60 Prozent und Niedersachsen mit 59 Prozent liegt dieser Wert am höchsten. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich aber: Nachhaltiges Handeln ist Ost (56 Prozent) wie West (58 Prozent) nahezu gleich wichtig. 

„Aufgrund von Klimawandel und geforderter Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 ist nachhaltiges Handeln für uns keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Umso wichtiger ist es, dass Wirtschaft und Politik gemeinsam Verantwortung übernehmen – auch dort, wo das Bewusstsein noch wächst”, sagt Dr. Jens Meier.

 

Klimafavoriten: ÖPNV-Ausbau liegt vorn, E-Mobilität abgeschlagen

Bei der Frage nach konkreten regionalen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele, ergibt sich ein klares Bild: Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Deutschen sieht im Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs den wichtigsten Hebel zur Erreichung der Klimaneutralität in ihrer Region. Die Förderung CO₂-neutraler Wärmeversorgung landet mit einem Viertel der Antworten (23 Prozent) nur auf Platz fünf. 

„Der Gebäudesektor verursacht rund 15 Prozent der jährlichen CO₂-Emissionen in Deutschland. Besonders die Art der Heizung und Warmwasseraufbereitung beeinflussen den CO₂-Fußabdruck der Bürger:innen hierzulande erheblich“, erklärt Dr. Jens Meier. „Deshalb sind CO₂-neutrale Lösungen wie vergrünte Fernwärme oder ökostrombetriebene Wärmepumpen zentrale Hebel, um Treibhausgasemissionen wirksam und schnell zu senken sowie einen entscheidenden Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten.”

Bei den Maßnahmen, die die Energiewende in ganz Deutschland vorantreiben können, steht die Stärkung von Speichertechnologien für rund vier von zehn Befragten (43 Prozent) ganz oben auf der Prioritätenliste – noch vor dem Ausbau und der Modernisierung von Stromnetzen (43 Prozent) oder dem Abbau von Bürokratie (41 Prozent). Die Investition in E-Autos spielt hingegen kaum eine Rolle: Nur 6 Prozent der Befragten halten sie für besonders wichtig. 

Auch interessant: Während 50 Prozent der privatwirtschaftlichen Entscheidungs-träger:innen die Förderung von Speichertechnologien als wichtigste Maßnahme der Energiewende in Deutschland sehen, stehen für Kommunalentscheider:innen der Ausbau und die Modernisierung von Stromnetzen an erster Stelle. „Ein leistungsfähiges Stromnetz ist das Rückgrat der Energiewende. Es ermöglicht die Integration (dezentraler) erneuerbarer Energien, stabilisiert das Energiesystem und schafft die Grundlage für Elektromobilität und strombasierte Wärmeversorgung,“ sagt Dr. Jens Meier. „Der schnelle Netzausbau ist essenziell, weil er sofortige und systemweite Effekte erzielt. Langfristig sind Speichertechnologien aber für eine vollständige Dekarbonisierung unverzichtbar.“

 

Mehr zahlen für besseres Klima? Mehrheit in Deutschland lehnt das strikt ab  

Nachhaltig? Ja. Teurer? Lieber nicht. Mehr als jede:r zweite Deutsche (54 Prozent) ist nicht bereit, für umweltfreundliche Produkte oder Dienstleistungen mehr Geld auszugeben. Und auch 44 Prozent der kommunalen Verantwortlichen sowie 54 Prozent aus der Privatwirtschaft lehnen höhere Ausgaben ab.

Was zählt beim Thema Nachhaltigkeit wirklich? Für knapp ein Drittel der Deutschen (31 Prozent) steht vor allem eins im Vordergrund: die praktische Umsetzbarkeit. Erst danach folgen Kostenneutralität (27 Prozent) und Versorgungssicherheit (26 Prozent).

Dabei unterscheiden sich die Prioritäten regional wenig. Im Osten und Westen kommt es auf Alltagstauglichkeit (jeweils 31 Prozent) an. Doch auch die Bezahlbarkeit (Osten: 29 Prozent; Westen: 26 Prozent) steht im Fokus.

 

Möchten Sie mehr erfahren? Die vollständigen Umfrageergebnisse können Sie direkt bei den unten aufgeführten Ansprechpartner:innen anfordern.

Eine audiovisuelle Aufbereitung der wichtigsten Ergebnissen finden Sie hier: folgt


[1] Quelle: iwd Der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft “IMD-Ranking zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit für das Jahr 2023”

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Ansprechpartner:in
Tim Krawczyk
Pressesprecher
Anna-Lena Schildt
Senior Referentin Kommunikation