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GESCHÄFTSFELD VERTRIEB

Das energiewirtschaftliche Jahr 2016 war von einer

Vielzahl von Veränderungen geprägt, deren finale Aus-

wirkungen auf den Energievertrieb erst in den kommenden

Jahren vollumfänglich abgeschätzt werden können. Exem-

plarisch seien hier die Ausgründungen von Innogy (RWE)

und Uniper

(E.ON

) oder auch die Aufgabe des Großkunden-

geschäfts durch die EnBW genannt. Auf der anderen

Seite standen bemerkenswerte Entwicklungen neuer Markt-

teilnehmer mit ganz unterschiedlichen Konzepten und

Ansätzen. So z. B. auf der einen Seite der Speicherhersteller

Sonnen, der – getrieben von der Nachfrage nach Solar-

stromspeichern – ein enormes Wachstum verzeichnen konnte,

auf der anderen Seite der Internetkonzern 1&1, der mit

seinen Marken GMX und

WEB.DE

in den (klassischen) bundes-

weiten Commodity-Vertrieb von Strom und Gas an private

Endkunden eingestiegen ist.

Dies alles ist Ausdruck tiefgreifender Veränderungen im

Energievertriebsmarkt, der nicht nur den Markteintritt (immer)

neuer Akteure erlebt, sondern sich auch im Haushalts-

kundengeschäft in einem immer stärker werdenden Anteil

von Energiedienstleistungen ausdrückt. Hinzu treten unter­

schiedliche Einschätzungen zukünftiger und möglicher

technologischer Entwicklungen – sichtbar an den sehr breit

und teilweise kontrovers geführten Diskussionen um

Perspektiven, Chancen und Risiken der Digitalisierung von

Smart Meter bis hin zur Blockchain-Technologie, die

künftig zu einer völlig neuen Rollenverteilung für Lieferanten,

Bilanzkreisverantwortliche und Messstellenbetreiber führen.

Der SWL-Vertrieb konnte sich im Jahr 2016, gerade in

Anbetracht der turbulenten und herausfordernden Rahmen-

bedingungen, gut behaupten. Im Bereich des Strom- und

Gasvertriebs an Privat- und Kleingewerbekunden kommt es

zwar wettbewerbsbedingt zu weiteren Kundenabgängen;

bei über 400 Wettbewerbsangeboten gelingt es der SWL aber

zusehends, diese Entwicklung zu bremsen.

Im Vergleich zu anderen Unternehmen hat die SWL darüber

hinaus einen hohen Anteil an Kunden in der Grundversorgung.

Dies bietet einerseits zwar Angriffsflächen für alternative

Angebote, zeugt aber ebenfalls davon, dass es der SWL weiter­

hin gelingt, das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Produkts

und anderer Produkte auf einem hohen Akzeptanz-Level zu

platzieren. Insgesamt bleibt die SWL im Wirtschaftsraum

Lübeck absoluter Marktführer mit einem Anteil von rund 80%

bei den Haushaltskunden. Im Bereich des Vertriebs an Groß-

und Geschäftskunden konnten große, namhafte Kunden

zurück- bzw. für eine mehrjährige Zusammenarbeit, sowohl in

der Belieferung mit Strom und Gas als auch im Zusammen-

hang mit langfristigen Energieoptimierungs- oder Quartiers-

konzepten, neugewonnen werden.

Diese Entwicklungen gingen einher mit einem immer inten-

siveren Wettbewerbsumfeld sowohl im Endverbraucher-

als auch im Geschäftskundenumfeld. Wesentliche Symptome

dieses Wettbewerbsdrucks waren weiter abschmelzende

Margen im Strom- und Gasgeschäft mit Großkunden sowie

ein intensiver und preisaggressiver Wettbewerb um Privat-

und Kleingewerbekunden. Ebenfalls fortgesetzt hat sich

die andauernde, permanente Animierung der Privatkunden

zum Wechsel ihres Lieferanten durch Interessengruppen

(Wechselportale, Wirtschaftsverbände, Politik).

In diesem Umfeld setzt der Vertrieb der SWL, neben

weiteren Anstrengungen zur Verbesserung von Qualität

und Effizienz des Kundenservices, auf die Transfor-

mation vom Energieversorger zum Energiedienstleister

und lokalen Alltagsbegleiter.

Zwischenergebnisse dieses Wandels sind – neben dem

bereits sehr erfolgreichen Ausbau des Energiedienstleistungs-

angebots für Geschäfts- und Industriekunden – beispiels-

weise die Markteinführung eines Photovoltaik-Angebots

(LübeckSolar) für Privatkunden sowie der Betrieb der City-App

MeinLübeck, einem digitalen Alltagsbegleiter für Kunden

der SWL. MeinLübeck konnte sich dank professionellen

Betriebs und kontinuierlicher Weiterentwicklung in 2016 als

eine der reichweitenstärksten City-Apps von Stadtwerken

in ganz Deutschland etablieren und belegt damit sowohl den

Kundenbedarf an digitalen Dienstleistungen als auch die

Kompetenz der SWL, diese erfolgreich anzubieten.