Wasserfestschrift 2017

87 Wasser ist Alltag | Den Wasserverbrauch unserer Kunden berechnen wir in Kubikmetern. Doch was genau versteckt sich eigentlich hinter dieser physikalischen Maßeinheit? Wie entstand sie? Und wie viele Liter sind das überhaupt? Meter hoch 3 ist die gängige Abkürzung für den Kubik- meter. Und damit ist auch schon ein wesentliches Merkmal des Kubikmeters beschrieben, denn er umfasst einen drei- dimensionalen Raum: einen Würfel mit 1 Meter Kanten- länge, der 1.000 Liter Volumen fasst und die Masse von knapp 1 Tonne. Somit verbindet der Kubikmeter zwei physikalische Maßeinheiten: den Liter und den Meter. Beide sind noch vergleichsweise jung und entstanden auf französischem Boden. Zuvor gab es Hohlmaße in schier unüberschaubarer Menge. Jede Region, jede Stadt und jede Herrschaft hatte zuweilen ihre eigenen. Den ersten Versuch einer Vereinheitlichung, die allem voran den Handel erleichtern sollte, verfolgte die 1585 für Schleswig, Holstein, Stormarn und Dithmarschen öffentlich bekannt gemachte „gemeinnützige Constitution und Edict wegen gleichförmiger Maße, Gewicht und Ellen“. 1768 folgte der weitere Versuch einer Angleichung. Und dann kamen die Franzosen auf zwei folgenreiche Ideen. Auf Vorschlag der Académie des sciences (Akademie der Wissenschaften) beschloss die verfassunggebende Versammlung in Paris am 26. März 1791 die Einführung einer universellen Längeneinheit, die der exakt zehnmillionste Teil des Erdmeri- dianquadranten, also der Strecke vom Pol zum Äquator sein sollte. Am 1. August 1793 wurde dieses neue Längenmaß als „Meter“ gesetzlich eingeführt. Später stellte sich zwar heraus, dass die für das Urmeter zugrunde gelegten Messungen des Erdumfangs fehlerhaft waren, dem weltweiten Siegeszug des sogenannten metrischen Systems tat das aber keinen Abbruch. Im selben Jahr erblickte auch der Liter als neue „Republi- kanische Maßeinheit“ das Licht der Welt und wurde mit M HOCH 3 MASSE FÜR FLÜSSIGKEITEN IN LÜBECK UM 1869 1 Oxhoft = 6 Anker 218,00 l 1 Fass Bier 152,00 l 1 Ahm (Ohm) = 4 Anker = 5 Eimer 145,00 l 1 Stübchen = 2 Kannen 3,74 l 1 Kanne = 2 Quartier = 4 Oesel 1,87 l 1 Kanne Bier 1,28 l 1 Kubikdezimeter gleichgesetzt. Und am 20. Mai 1875 unter- zeichneten 17 Staaten – darunter auch das Deutsche Reich – einen internationalen Vertrag: die Meterkonvention. Ziel war es, alle Maße und Gewichte international zu vereinheitlichen. 1889 tagte erstmals die „Generalkonferenz für Maß und Gewicht“, die übrigens bis heute existiert, um die Prototypen für das Urmeter und das Urkilogramm zu genehmigen und an alle Mitgliedsstaaten zu verteilen. Die neuen, genormten Maßeinheiten haben viele Vorteile und lösten über 8.000 verschiedene Maße und Gewichte in Europa ab. Die Idee der Franzosen zeichnet sich dabei vor allem dadurch aus, dass • die universellen Urmaße wie das Urmeter und das Urkilo- gramm nun jederzeit exakt und verbindlich reproduzierbar geworden sind, • die Maße dem Dezimalsystem unterliegen und sich damit leicht von einer Einheit zur anderen umrechnen lassen, • die Einheiten kohärent sind, sich also ineinander überführen lassen, • die Bezeichnungen der jeweiligen Maße mit einheitlichen Vorsilben nach einer einheitlichen Systematik mit mega-, kilo-, zenti-, dezi-, milli- oder mikro- versehen werden können. S

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