Wasserfestschrift 2017

70 | STÖRFALLMANAGEMENT DIE HERREN DER RINGE Sie sind die wahren Herren der Ringe: Die Mitarbeiter der zentralen Netzleitstelle der Stadtwerke Lübeck, die auf großen Bildschirmen die Energie- und Wassernetze der Hansestadt überwachen und steuern. Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr ist das Herzstück der Stadtwerke tagsüber mit drei Spezialisten besetzt, die im Schichtbetrieb die ringartig angelegten Versorgungsleitungen für die Energie- und Wasserlieferung an die Kundinnen und Kunden überwachen und regeln. Sie und ein ganzer Stab von weiteren Kollegen können von hier aus auch alle Maßnahmen einleiten und koordinieren, die im Fall der Fälle dafür sorgen, dass eine Versorgungsunter­ brechung möglichst schnell behoben wird. Ausgangspunkt des Störfallmanagements sind in der Trink- wasserversorgung häufig Meldungen von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger, die einen Wasseraustritt im öffent- lichen Straßenbereich bemerken und der Netzleitstelle melden. Während diese Aufgabe für große und besonders sensible Hauptversorgungsleitungen von speziellen Messgeräten automatisch wahrgenommen wird, ist der Passant, Auto- oder Busfahrer der typische „Sensor“ für einen kleineren Wasser- rohrbruch. Denn auch wenn sie in der Regel deutlich sichtbar sind, so sind sie doch so klein, dass der Druckabfall aufgrund des austretenden Wassers zu gering ist, um in der Netzleit- stelle bemerkt zu werden. Sobald eine Störfallmeldung in der Leitstelle eingeht, greift ein Zahnrad ins andere und es wird eine vorab vielfach geprüfte und bewährte Prozessfolge initiiert, denn jeder Störfall wird im Rahmen festgelegter Eskalationsstufen betrachtet, bewertet und erledigt. Zunächst fährt dazu ein Notfall-Team von zwei Kollegen zum gemeldeten Wasseraustritt. Vor Ort angekommen, werden erste Maßnahmen ergriffen – zum Beispiel das Abschiebern des betroffenen Leitungsabschnittes und gege­ benenfalls das Veranlassen von Verkehrssicherungsmaßnahmen. Im nächsten Schritt erfolgt dann unverzüglich eine Meldung an den diensthabenden Netzmeister, der dann eine detail- liertere Begutachtung der Schadensstelle beziehungsweise des vermuteten Schadensumfangs vornimmt. Hierbei sind zunächst Erfahrung, Ortskenntnis und hohes fachliches Know-how die wichtigsten Voraussetzungen für eine zügige Schadensbehebung, denn außer häufig großer Mengen Wasser und möglicherweise Ausspülungen von Sand bis hin zu Absackungen von Straßenbereichen bei großen Schäden gibt es zunächst wenig vom Schaden in Augenschein zu nehmen – schließlich sind die Rohrleitungen etwa 1,5 Meter tief unter der Erde verlegt oder im Schlamm des Rohrbruchs verborgen. Entsprechend seiner Einschätzung veranlasst der Netzmeister dann die Aktivierung von Tiefbauunternehmen und Rohr- leitungsbauern und entscheidet ebenfalls, ob und welche Behörden oder Institutionen benachrichtigt oder eingebunden werden müssen. Im Falle von Verkehrsbehinderungen kann dies zum Beispiel die Polizei sein. Sie wird auch dann eingeschaltet, wenn im Rahmen der Schadensbehebung für parkende Fahrzeuge der Abschleppdienst gerufen werden muss. Auch die Feuerwehr kann hinzugezogen werden, beispielsweise dann, wenn – wie vor einigen Jahren im Fall eines unterspülten Baukrans – Sicherungsmaßnahmen umge- setzt werden oder Pumparbeiten bei vollgelaufenen Kellern erfolgen müssen. Sind Schadensort und -umfang eindeutig geklärt, ist der Rest fast schon Routine: Entweder wird das beschädigte Rohr- stück nach dem Freilegen durch ein neues ersetzt, wobei über Muffen die Verbindungen zum verbliebenen Rohr geschaffen werden; bei einem kleineren Loch wird eine 3. Februar 1995 Unterzeichnung des „ Wasser-Genera- tionsvertrags ” im Burgkloster mit der Kepler-Schule April 1995 Baubeginn für die 4,7 km lange Trinkwassertransportleitung DN 400 von Hohenstern (bei Pöppendorf) nach Travemünde 1. Mai 1995 Wasserwerk Schlutup: Inbetriebnahme der Fernüberwachung und -steuerung; Einsparung der Nachtschicht

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