Wasserfestschrift 2017

37 Wasser ist Leben | 1950 Vorüberlegungen und Untersuchungen zur Möglichkeit, das Oberflächenwasser- werk an der Wakenitz zur Verbesserung der Trinkwasserqualität an den Ratze- burger See zu verlagern 1949 Wasserwerk Wakenitz: Erweiterung der Schnellfilteranlage (zweite Aufberei- tungsstufe) um vier Filter VON INNEN VERDURSTEN Die Dosis macht das Gift, das wusste schon der Schweizer Arzt, Alchemist, Mystiker und Philosoph Paracelsus (1493 bis 1541). So verhält es sich auch mit dem Genuss von Salzwasser. Ein Schlückchen davon schadet nieman- dem. Dafür sorgen unsere Nieren, das Mikrofiltriersystem unseres Organismus. Sie regulieren unseren Salzhaushalt, indem sie das Blut reinigen, seine wertvollen Bestandteile wie Fette, Eiweiße und Zucker herausfiltern – und einen etwaigen Salzüberschuss ausscheiden. Doch können unsere Nieren diese Aufgabe nur dann meistern, wenn sie ausreichend salzfreies Wasser zur Ver- fügung haben, sogenanntes Süßwasser. Und je mehr Salz wir aufnehmen, umso mehr Wasser brauchen sie, um es wieder auszuschwemmen. Diesen Mechanismus regelt unser Körper insofern selbstständig, als wir ein Durstge- fühl entwickeln, wenn wir etwas Salziges gegessen haben. Trinken wir nun aber Salzwasser aus dem Meer, arbeiten unsere Nieren auf Hochtouren. Immerhin liegt die Salz- konzentration im Meer bei bis zu 39 Gramm je Liter – die unseres Blutes hingegen bei nur 9 Gramm. Und schon für 1Liter Meerwasser benötigen die Nieren gut 1,5 Liter salz- freies Wasser, um alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dazu entziehen sie anderen Zellen das erforderliche Wasser. Der so erlittene Flüssigkeitsverlust schadet den Zellen aber immens, am schnellsten denen des zentralen Nervensystems, und die Betroffenen werden unruhig, fangen an zu halluzinieren und fallen ins Koma – der Mensch verdurstet quasi von innen. Je mehr Salz er zu sich nimmt, umso schneller. Denn in der Praxis sieht es ganz anders aus, da ein Verteilungs- problem auf unserem Globus besteht, für das es bisher keine praktikable Lösung gibt. Während in Lübeck jedes Jahr circa 650 Millimeter Nieder- schlag auf den Quadratmeter Boden fallen, gibt es so- genannte Trockengebiete, die weniger als ein Zehntel davon erhalten. Und gelegentlich bleiben in den Wassermangel- gebieten die Niederschläge gar ganz aus. Wir dürfen uns also wirklich glücklich schätzen, in einer sogenannten Wasserüberschussregion zu leben. Um das mengenmäßige Wasserdargebot brauchen wir uns daher keine Sorgen zu machen. Eigentlich. Denn regionale Probleme, wie zum Beispiel die Verschmutzung der Gewässer durch Zivilisationseinflüsse oder Grundwasserversalzung, können das Angebot an nutzbarem Wasser generell empfindlich einschränken. Nachhaltiger Umweltschutz und sorgfältige Wasser- bewirtschaftung sind daher unbedingt geboten – und für die Stadtwerke Lübeck eine Selbstverständlichkeit. So setzen wir unterschiedliche Instrumente eines voraus- schauenden Grundwassermonitorings ein. Durch die Koope- ration mit Hamburg Wasser schaffen wir eine bisher in Norddeutschland einmalige Möglichkeit, Grundwasserleiter optimal zu nutzen und weitere – in der Region vorhandene, aber nicht erschlossene – Ressourcen für künftige Gene- rationen zu schonen. S

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