Wasserfestschrift 2017
30 | WASSER IST NATUR 1936 Der Senat beschließt, zur weiteren Eindämmung der Wasserverschwendung für Haushalte nur noch genauer messende Ringkolbenzähler einzubauen. 1934 Wasserwerk Priwall: Bau und Inbetrieb- nahme des Grundwasserwerks für die „ Luftwaffen-Erprobungsstelle ” auf dem Priwall KLEINES TEIL, GROSSE WIRKUNG Beste Technik – darauf setzen wir immer bei der Versorgung unserer Kunden. Dies wird vor allem an einem kleinen Bauteil deutlich, das wir zur Ermittlung des jeweiligen Wasserverbrauchs verwenden: den Ringkolbenzähler. Dabei handelt es sich um einen Wasserzähler, der sich durch Robustheit, vor allem aber durch hohe Messgenauigkeit auszeichnet. Wasserzähler gibt es im Lübecker Versorgungsnetz flächendeckend erst seit 1925, als diese gesetzlich vorge- schrieben wurden. Dazu haben die Wasserwerker, wie überall üblich, Flügelradzähler installiert, die ähnlich wie ein Wassermühlrad funktionieren und über die Strömung angetrieben werden. Bereits 1936 haben wir nach einem Senatsbeschluss „zur weiteren Eindämmung der Wasserverschwendung für Haushalte“ mit dem flächendeckenden Einbau des Ringkolbenzählers begonnen. Damit waren wir unserer Zeit weit voraus. Selbst 80 Jahre später, im Jahr 2017, wird bei anderen kommunalen Wasserversorgern noch mit den Flügelradzählern gemessen. Für Kunden der Stadt- werke Lübeck indessen bedeutet die konsequente Verwen- dung des Ringkolbenzählers die punktgenaue Messung ihres Wasserverbrauchs. Doch wie funktioniert ein solcher Ringkolbenzähler? Im Grunde ist er ein kleiner Zylinder mit einer Einlass- und einer Auslassöffnung. Im Inneren des Zylinders befindet sich ein zweiter, deutlich kleinerer Zylinder, ein Kolben, der in zwei offene Kammern unterteilt ist und sich elliptisch um das Zentrum dreht. Beim Durchströmen 1 des Wassers durch die Messkammer 2 rotiert der Kolben und treibt ähnlich wie ein Kurbeltrieb die Messwelle an. Die durchgeflossene Flüssigkeitsmenge 3 und die Anzahl der Umdrehungen der Messwelle sind dabei pro- portional: Je mehr Wasser fließt, desto schneller dreht sich der Kolben. Letztlich wird er durch die Druckdifferenz zwischen Ein- und Austrittsseite 4 des Wassers ange- trieben. Da beide sichelförmigen Räume des Kolbens, der innere und der äußere, gegeneinander versetzt angeordnet sind, tritt bei der Kolbenbewegung kein „Totpunkt“ auf. Der Kolben bewegt sich kontinuierlich dem durchfließen- den Volumen entsprechend weiter. Es handelt sich also hier um einen direkten Volumenzähler. Die Drehbewegung des Kolbens wird über eine Mechanik auf das eigentliche abzulesende Zählwerk übertragen. Auch bei sehr geringen Durchflüssen, zum Beispiel Tropf- mengen, erfolgt eine korrekte Messung. Und noch einen Vorteil hat das kleine Meisterstück: In Sachen Wartung ist er konkurrenzlos! Alle 6 Jahre müssen Wasseruhren für die Kaltwassermessung neu geeicht werden, so sieht es der Gesetzgeber vor. Dazu werden sie geöffnet, gereinigt, zusammengebaut und anschließend wird die genaue Anzeige durch entsprechende Messungen bestätigt. Bei Ringkolbenzählern ist das Volumen je Kolben- umdrehung nicht veränderbar, sodass hier die vorgeschrie- bene Nacheichung recht einfach durchzuführen ist. Da es sich bei Flügelradzählern dagegen um Strömungszähler handelt, müssen diese vor der eigentlichen Eichung noch justiert werden – ein Aufwand, der bei Ringkolbenzählern nicht notwendig ist.
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