Wasserfestschrift 2017
18. September 1865 Die Bürgerschaft entscheidet sich für den Bau eines Wasserwerks an der Außenwakenitz nach den Plänen von Baudirektor Eduard Carl Müller. 15. August 1867 Das neue Wasserwerk an der Wakenitz, die Wasserkunst, wird in Betrieb ge- nommen. Die Versorgung erfolgt über ein neues, gusseisernes Verteilungs- netz in der Innenstadt. Plan des Wasserwerks Wakenitz aus der Zeit zwischen 1870 und 1880 Neben dem Wasserwerk ist auch ein neues gusseisernes Verteilungsnetz fertiggestellt worden, das die Rohre der alten Künste ablöst. Bei den Verhandlungen mit der Verlegefirma werden feste Tagesleistungen von 1.200 Fuß – das sind etwa 360 Meter – unter Einbeziehung einer Konventional- strafe bei Terminüberschreitungen vereinbart. Zusätzlich zu 650 neuen Hausanschlüssen werden auch 650 alte mit dem neuen Rohrnetz verbunden. Und mit den ersten Leitungen zu Sommerhäusern in der Straße „Am Brink“ ist auch die Aus- dehnung der Wasserversorgung über die Grenzen der Altstadt hinaus erreicht. Mit der Inbetriebnahme der Stadtwasserkunst, wie die Lübecker in Anlehnung an die alten Künste ihr neues Wasserwerk nennen, scheinen alle Qualitäts- und Quantitätsprobleme überwunden. Die Spitzenabgabe liegt bei 1.600 Kubikmetern pro Tag. Die Lübecker genießen die Möglichkeit, Wasser in größeren Mengen an Stellen zu entnehmen, an denen es früher nur in begrenztem Maße oder gar nur eimerweise zur Ver- fügung gestanden hat. Die in den Anfängen vorhandenen Sielleitungen werden regelmäßig gespült, um die Geruchsbelästigung durch Abfälle, die auf diesem Weg entsorgt werden, gering zu halten. Springbrunnen werden errichtet und Sprengleitungen in privaten Gärten verlegt. Im Schutze der Dunkelheit läuft das Wasser auch nachts weiter, besonders im Winter, um die Leitungen vor dem Einfrieren zu bewahren. Messgeräte gibt es nicht. Die Verbrauchsmenge wird pauschal nach der Zahl der „heizbaren Lokale“ abge- rechnet, womit die beheizten Räume in den Häusern gemeint sind. Erst nach einem vollen Jahr der Wasserversorgung und dem Erhalt der Rechnung realisieren die Lübecker, dass mit dem Segen des Wassers auch neue Kosten auf sie zugekommen sind. Viele reduzieren die Zahl ihrer „heizbaren Lokale“, indem sie, wo es eben geht, Öfen entfernen und Schornsteinan- schlüsse zumauern – denn die Kontrollen sind streng. Zweifellos fördert diese Berechnung des Wassergeldes den Wohnkomfort nicht gerade. S 12 | NEUE WASSERVERSORGUNG/WASSERTURM Hochreservoir der Stadtwasserkunst 1867: Von alten Wasserkünsten zummodernen Wasserwerk, Archiv der Stadtstwerke, Archiv des St.-Annen-Museums
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