Wasserfestschrift 2017

WASSERVERSORGUNG AUF KOMMUNALEM FUNDAMENT 1857 Baudirektor Eduard Carl Müller legt einen Bericht über die schlechten Zustände (Quantität, Hygiene, Feuer- löschwasserbedarf) in der Trinkwasser- versorgung aus den Wasserkünsten vor. Daraufhin erteilt die Bürgerschaft einer Kommission den Auftrag, sich zu Fragen einer neuen Wasserversorgung zu beraten. Querschnittzeichnung des Wasserturms von 1867 Die auf die doch relativ kleinen Bereiche der alten Künste begrenzte Wasserversorgung, die unwirtschaftliche Förderung durch unzulängliche Rohrleitungen und die fehlende Wasser- reinigung führen im Laufe des 19. Jahrhunderts immer wieder zu Überlegungen, die Lübecker Wasserversorgung auf ein ganz neues Fundament zu stellen. In einem Bericht an Senat und Bürgerschaft zeichnet der damalige Baudirektor Müller 1857 ein recht düsteres Bild vom Zustand der Lübecker Wasserversorgung. So werde über die alten Wasserkünste am Hüxterdamm und einige Entnahmeleitungen „ohne Ablagerung und ohne Filtrierung das auf mächtigen Moddeschichten stehende, durch faulende Vegetabilien, durch Unrath, durch die gewerblichen und animalischen Abfälle fast der halben Stadt immerwährend verdorbene Wasser geleitet. Es gelangt mehr oder weniger, aber unvollständig gereinigt zum Verbrauch, verleugnet aber seinen Ursprung in Geruch und Geschmack nie.“ Die Leitungen sind zu einem großen Teil alt und undicht. Überschwemmungen von Straßen und Kellern liegen an der Tagesordnung. Der tatsächliche Wasserbedarf wird auf das Dreifache der Leistung aller Wasserkünste geschätzt. Darüber hinaus sind viele Bereiche der Innenstadt nicht einmal an die Verteilungssysteme angeschlossen oder werden nur intermittierend entsprechend dem vorgegebenen Stunden- beziehungsweise Tagesplan beliefert. Fazit: große Probleme bei Qualität und Quantität der Wasserversorgung! Infolge des Berichts von Baudirektor Müller beschließt die Bürgerschaft, noch in 1857 eine Kommission mit der Beratung zu Fragen einer neuen Wasserversorgung zu beauftragen. Diese Kommission hat aber wohl nie etwas erarbeitet. Und so ist es wiederum Baudirektor Müller, der das Thema Wasserversorgung auf Beschluss des Senats aktualisiert, als er 1861 über die Baudeputation (heute Bauausschuss) den 10 | NEUE WASSERVERSORGUNG

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