Wasserfestschrift 2017

1886 Trotz einer Verstärkung des Verteilungs- netzes bestehen weiterhin Druck- und Mengenprobleme. Um diese zu besei- tigen, schlägt der Wasserwerksleiter Ludwig Fink einen Umbau des Wasser- turms vor, dessen zentrale Maßnahme die Höherlegung des Wasserbehälters sein soll. Der Senat beauftragt den Wasserbauinspektor Peter Rehder mit der Prüfung des Fink’schen Vorschlags. PETER REHDER Am 28. April 1843 geboren und aufgewachsen in Ost-Jork, legt Peter Rehder sein Abitur am Athenaeum in Stade ab. Nach einem Studium des Eisenbahn- und Wasserbaus in Hannover tritt der junge Ingenieur zunächst in den preußi- schen Staatsdienst und ist zwischen 1867 und 1869 in Emden tätig. 1869 wechselt Rehder nach Kiel, von wo aus er zum 15. März 1875 in den lübeckischen Staatsdienst eintritt. In Lübeck angekommen, nimmt Peter Rehders Karriere einen steilen Verlauf. 1879 wird er Wasserbauinspektor, 1888 Wasserbaudirektor und schließlich 1900 Oberbau- direktor. Sein Lebenswerk ist der Ausbau Lübecks zu einer bedeutenden See- und Binnenhafenstadt mit vielfältigen Möglichkeiten der Industrieansiedlung. „Lübeck, das Tor zum Norden“, wie es heute gerne genannt wird – diese Formulierung könnte durchaus von Peter Rehder stammen. So zeichnet er nicht nur verant- wortlich für den wegweisenden Umbau des Wasserturms, seine erste bedeutende Arbeit für die Hansestadt ist die sogenannte 2. Travekorrektion, durch die die Trave eine Mindestfahrwassertiefe von 5 Metern erhält. 1884 legt Rehder einen Plan zum Ausbau der Hafenanlagen vor, der ab 1887 als Grundlage zur Hafenerweiterung dient. Ab 1888 ist Rehder als Lübecker Wasserbaudirektor für alle Wasserbaumaßnahmen der Stadt zuständig und regt in dieser Funktion auch den Ankauf von Landflächen beidseits der Untertrave an, um Industrie anzusiedeln. Als eine seiner ganz großen Ingenieursleistungen gelten seine Pläne für den Bau des Elbe-Lübeck-Kanals, der 1900 in Betrieb geht. Seine letzte bedeutende Arbeit im Dienste ist die 3. Travekorrektion, durch die die Trave auf nunmehr 7,5 Meter vertieft wird. Nach 35 überaus rührigen Jahren im lübeckischen Staats- dienst tritt Peter Rehder 1910 in den Ruhestand. Doch auch danach setzt sich der leidenschaftliche Ingenieur intensiv für eine Verbindung zwischen dem Mittellandkanal und dem Elbe-Lübeck-Kanal, den späteren Elbe-Seitenkanal, ein. Zudem beruht auf Rehders ersten Planungsüberlegungen auch die 2008 dem Verkehr übergebene Eric-Warburg-Brücke. Peter Rehder stirbt am 25. April 1920 und wird auf dem Burgtorfriedhof in Lübeck beigesetzt. Noch zu Lebzeiten wird er vielfältig und hoch geehrt. Er bekommt die Ehren- doktorwürde der TH Hannover und wird zum Mitglied der Königlich Preußischen Akademie des Bauwesens ernannt. Die Stadt Lübeck verleiht ihm die große goldene Medaille „Bene Merenti“ und benennt die Brücke über den Kanal zwischen der Hüxtertorallee und der Krähenstraße nach ihm – die „Rehderbrücke“. Und auch das Brückenwärterhaus an der Drehbrücke trägt ihm zu Ehren den Namen „Peter- Rehder-Haus“. 17 Wasser ist Geschichte | Quelle: Vaterstädtische Blätter Peter Rehder: Vaterstädtische Blätter; Jg. 1910, Nr. 30, Ausgabe vom 24. Juli 1910, S. 117.

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