
Wohlfühlen im On-Demand-Bus: Ein kleiner Einblick in die Mobilitätspsychologie
Die bunten lümos kennen bei den Stadtwerken Lübeck alle – dass sich dahinter aber ein waschechtes Forschungsprojekt gemeinsam verbirgt, wissen nur wenige. Unter dem Namen in2Lübeck ist das Projekt Teil der MobilitätsWerkStadt2025, eines Förderprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, und wird über dieses mit finanziellen Mitteln unterstützt. Die bisherigen Ergebnisse überzeugen offensichtlich auch das Ministerium: Erst kürzlich bekam in2Lübeck zum dritten Mal die Förderung bewilligt – dieses Mal bis 2026.
- 01Wie erforscht man Mobilitätsbedürfnisse?
- 02So nehmen Lübecker:innen lümo wahr
- 03Ein bedeutendes Projekt – auch über Lübeck hinaus
Wie erforscht man Mobilitätsbedürfnisse?
Gemeinsam mit der Uni Lübeck arbeiten die Stadtwerke Lübeck Mobil daran, den ÖPNV durch On-Demand-Angebote wie lümo attraktiver zu gestalten. Dabei geht es nicht nur darum, Fahrtziele und -daten zu erfassen, sondern auch darum, wie die Menschen ihre Mobilität erleben: Fühlen sie sich sicher? Können sie flexibel mobil sein? Haben sie das Gefühl, dass das Angebot für sie gemacht ist?
Um diese Fragen zu beantworten, haben wir im Projekt die Uni Lübeck dabei – genauer das Institut für Multimediale und Interaktive System. Die am Projekt beteiligten Ingenieurspycholog:innen schauen auf die Bedürfnisse, die die subjektive Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität ausmachen.
Zuerst hat die Uni eine Skala entwickelt, angelehnt an psychologische Erkenntnisse. Denn, wenn Fahrgäste sagen „Ich möchte schnell von A nach B.“, steckt da mehr Information drin als das Offensichtliche: Beispielsweise, ob die Person schnell einsteigen möchte, ohne Umsteigen von A nach B will oder möglichst schnell am Ziel ankommen muss. Außerdem gibt es noch weitere Faktoren wie Sicherheit, Komfort und natürlich Kosten, die bei der Wahl des Verkehrsmittels eine wichtige Rolle spielen.
Es wurde eine eigene Skala entwickelt: Die „Perceived Mobility Need Satisfaction“- oder kurz PMNS-Skala. Mithilfe eines Fragebogens kann die Befriedigung der u.g. Bedürfnisse befragt und anschließend ausgewertet werden.
Um Antworten auf unsere Fragen zu bekommen, stehen wir unter anderem auf Wochenmärkten, organisieren Workshops und fragen bei Fahrgästen in der App oder direkt in unseren lümos nach, indem sie auf Postern mit verschiedenen Aussagen Klebepunkte anbringen konnten. Gerade Letzteres kam gut an und die Fahrer:innen haben uns später erzählt, dass sich rege Diskussionen und Gespräche entwickelten. Zu guter Letzt schauen wir uns auch die Auslastung, die zurückgelegten Wege und die Bewertungen im App-Store an. Die Uni trägt dann alle Informationen zusammen und wertet sie wissenschaftlich aus.

So nehmen Lübecker:innen lümo wahr
So sieht der Vergleich von verschiedenen Mobilitätsoptionen konkret am Beispiel Sicherheit aus:
Die Nutzung des Fortbewegungsmittels ermöglicht es mir...
ein sicheres Gefühl zu haben, während ich unterwegs bin.
mich auch in ungewohnten Situationen sicher zu fühlen.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass lümo wichtige Lücken im traditionellen Linienverkehr schließt und den Fahrgästen ein ähnliches Sicherheitsgefühl gibt wie im eigenen Auto.
Besonders Frauen und ältere Menschen fühlen sich in lümo-Fahrzeugen wohler, weil sie diese direkt in ihrer Nähe bestellen können und nicht an dunklen Haltestellen warten müssen. Wir erhalten häufig Feedback wie dieses: „Mit lümo fühle ich mich zum ersten Mal sicher, auch wenn ich abends allein unterwegs bin.“ Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, Mobilität nicht nur als das reine Zurücklegen einer Strecke von A nach B zu betrachten, sondern als eine Dienstleistung, die Vertrauen und Sicherheit schafft.

Auch bei der Autonomie hat lümo entscheidende Vorteile. Viele unserer Fahrgäste schätzen, dass sie das Angebot spontan nutzen können, ohne auf feste Fahrpläne angewiesen zu sein. Dies ist besonders in den Abendstunden wichtig, wo der Linienfahrplan ausgedünnt ist. Unser Forschungsansatz bestätigt: Menschen möchten mobil sein, wann und wo sie es brauchen – und wir können mit lümo genau darauf eingehen.
Die Nutzung des Fortbewegungsmittels ermöglicht es mir...
flexibel zu sein.
unabhängig zu sein.
spontan sein zu können.
meine Mobilität frei gestalten zu können.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass On-Demand-Angebote eine ideale Ergänzung zum traditionellen ÖPNV sein können. Sie sind besonders dort sinnvoll, wo Linienbusse an ihre Grenzen stoßen – sei es in Randzeiten, in weniger dicht besiedelten Gebieten oder bei bestimmten Bedürfnissen, die der klassische Linienverkehr nicht erfüllen kann.
Ein bedeutendes Projekt – auch über Lübeck hinaus
Durch unsere Forschung und lümo zeigen wir, wie wichtig es ist, bei der Planung von neuen öffentlichen Angeboten die Perspektive der Fahrgäste einzunehmen.
Unser Ziel ist es, öffentliche Mobilität nicht nur flexibler und sicherer zu machen, sondern sie weiterhin als echte Alternative zum privaten Pkw zu etablieren, ganz im Sinne der Menschen, die täglich auf sie angewiesen sind – in Lübeck und darüber hinaus.
Am Ende des Forschungsprojekts soll nämlich eine Art Leitfaden herauskommen, mit dem andere Regionen am Beispiel der Stadtwerke Lübeck Mobil bedürfnisorientierte Mobilitätsangebote gestalten und lernen, welche Punkte dabei wichtig sind. Wir tragen somit nicht nur einen Teil zur Mobilitätswende in Lübeck, sondern ein bisschen auch in ganz Deutschland bei.


